6. SONNTAG in der Osterzeit
Lesungen:
1 Petr 3,15-17
Joh 14, 15-21
"Warum gehst du in die Kirche?" „Warum heiratet ihr kirchlich?" „Warum engagierst du dich ehrenamtlich in der Pfarre?" Können wir darauf antworten, ehrlich, ernsthaft? „Seid immer dazu bereit, denen Rede und Antwort zu stehen, die euch nach eurem Glauben fragen“, heißt es im 1. Petrusbrief (1. Lesung). Kann ich das in aller Ruhe, freundlich, ohne irgendwelche Floskeln oder oberflächlich fromme Worte zu verwenden? Mit ganz ehrlichen Antworten Zeugnis von meinem Glauben ablegen! Das setzt einiges voraus! Niemand wird mit dem Kostbarsten, das er hat, hausieren gehen.
Zunächst einmal, muss ich mit mir selber darüber im Klaren sein, warum ich an Jesus, an Gott glaube. Wenn ich vernünftig darüber Auskunft geben will, warum ich Christ bin und bleibe, dann muss ich ständig neu suchen und überprüfen, was der Grund meines Glaubens ist, nachdenken, lesen, überlegen, meinen Glauben entwickeln und vertiefen. Also bewusst glauben. Zu wenige Christen trauen sich zu, Rede und Antwort zu stehen, in ihrem Freundeskreis, ja am eigenen Familientisch, weil sie sich selbst zu unsicher fühlen. Welche sind also die Grundvoraussetzungen dafür, dass ich „denen Rede und Antwort stehen kann, die mich nach meinem Glauben fragen“?
„Christus, der Herr, soll der Mittelpunkt eures Lebens sein!“, sagt Petrus in seinem Brief. Und da werde ich ganz still. Ist er das? Ist Jesus mir so vertraut geworden, mir so nahe gekommen, dass er mitten in meinem Alltagsleben, in mir, anwesend ist und mich inspiriert, mich vorantreibt, mir Kraft gibt, so zu leben, mit solcher Lebenseinstellung zu leben, wie er? Kenne ich, verstehe ich seine Lebenseinstellung genügend, bin ich genügend mit ihr vertraut?
Jesus formuliert es im Evangelium noch stärker: „So wie ich im Vater bin und der Vater in mir ist, so sollt auch ihr in mir und ich in euch sein.“ Glauben heißt für Jesus, in einer Liebesbeziehung leben. Wenn ich einen Menschen wirklich liebe, ist dieser Mensch in mir und ich in ihm. Aber das beschränkt sich nicht auf Gefühle. „Liebe ist nicht nur ein Wort. Liebe, das sind Worte und Taten“, heißt es in einem Liedtext. „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr so leben, wie ich es euch gesagt habe“, sagt Jesus.
Ob wir echte, lebendige Christen sind, zeigt sich erst in unserem Verhalten, ob wir das praktizieren, was Jesus vorgelebt hat. "Liebt einander, wie ich euch geliebte habe!" Das ist nur möglich, wenn wir in enger Verbundenheit mit Jesus leben.
Diese „Weltanschauung“, die Jesus gelebt hat, ist eine andere „Weltanschauung“ als in unserer Gesellschaft üblich (wo es nur zu oft um Neid, Konkurrenz, Gewinn für sich selbst und „wichtig sein“ geht). Alles, was wir als Christen tun, soll in und mit Liebe geschehen. Unser Umgang miteinander soll geprägt sein von gegenseitigem Respekt, Anerkennung, Wohlwollen, Liebe also. Dadurch sollen wir heute wie damals, als die Menschen auffallen, über die Christen sagten: „Seht, wie sie einander lieben.“ Das heißt nicht, dass wir deswegen alles bei andern immer gutheißen. Aber wir sollen vor allem das vorschnelle, übereilte Bewerten und Verurteilen voneinander eindämmen, einander mit einem Vorschuss an Vertrauen begegnen. Das ist die Nächstenliebe zu der uns die Verbundenheit mit Jesus befähigt, ja sogar drängt. Und Jesus meint: „Rede nicht davon, dass du mich liebst, dass du an mich glaubst, dass du Christ/in bist, wenn du das nicht tust!“
„Seid immer dazu bereit, denen Rede und Antwort zu stehen, die euch nach eurem Glauben fragen“, und vergesst selbst nicht, immer wieder für euch selbst zu begründen, warum ihr Christen seid. Dann wird euer Christsein lebendig, wach und überzeugend wirken.